"Die" Frage
Hast du dich als Coach ausbilden lassen?
Diese Frage wird mir zwischendurch immer wieder gestellt. Am 17. 03. 2025 fragte mich z. B. jemand in einer Netzwerk-Gruppe auf Facebook: "Darf ich dich fragen, ob du explizit eine Ausbildung zum Coach gemacht hast, also inkl. Methodik, Didaktik und psychologische Grundlagen lernen etc.?" Ich antwortete relativ ausführlich (was ich nicht immer mache).
Meine Antwort im O-Ton:
Ich habe keine Ausbildung zum Coach gemacht. Bewusst nicht. Ich habe 2 Vorbilder kennengelernt. Eine Supervisorin, die sagte: "Du musst auf jeden Fall eine Ausbildung machen." Und einen Coach, der ein Modul zum Thema Beratung in meinem Studium unterrichtet hat. Ich fragte ihn: "Wie hast du dich eigentlich ausbilden lassen?" Er sagte: "Ich habe mich gar nicht ausbilden lassen. Ich habe verstanden, was Organisationen brauchen, und habe angefangen, das anzubieten. Weil ich gemerkt habe: Ich kann das. Und mittlerweile supervidiere ich Behörden."
Ich folge dem letzteren Modell. Ich habe alles im Praxisfeld gelernt. Z. B. habe ich mehrere Jahre an der VHS und einige Semester an der Uni Hamburg unterrichtet, Rhetorik bei Sprechangst, kreativ-künstlerische Formate u. a. Da habe ich mir Didaktik angeeignet. Ich habe berufsintegrierend studiert, d. h. mein Job wurde direkt ins Studium einbezogen. Zu der Zeit habe ich schon als Berater für Interkulturelle Kommunikation für ein Team gearbeitet, gleichzeitig war ich dort noch Angestellter. Ich war der Einzige, der sich soweit auskannte, dass er aus dem Team heraus dazu beraten konnte. Dann wurde ich dort in die Steuergruppe gezogen, um Team-Meetings zu leiten, in denen das Konzept der Organisation vollständig erneuert wurde. Einfach weil man es mir zugetraut hat und die Leitung meinte: Ich kann besser als sie durch den Prozess führen und ihn moderieren. Mein Studium (Soziale Arbeit) enthielt Module zu Organisations-, Qualitäts- und Projektmanagement, Beratung, Psychologie, Kasuistik, Systemik, Recht etc. Nach Abschluss meines Studiums habe ich durch die o. g. Supervisorin erste freiberufliche Aufträge in Organisationen vermittelt bekommen. Sie hat mich auch an ein akademisches Fortbildungsinstitut weiterempfohlen, für das ich bis heute arbeite. (Kurze Zwischenbemerkung: Auch wenn wir unterschiedliche "Philosophien" haben, schätze ich ihre Arbeit sehr und bin ihr sehr dankbar.) Dann bin ich selbst in eine Führungsposition gekommen, habe mehrere Jahre ein Team von 30 Mitarbeiter:innen geführt, dort die Umstellung des Leitungsmodells erwirkt und andere Change Prozesse geleitet. Währenddem habe ich auch angefangen, Führungskräfte zu coachen und im Studiengang Personalmanagement das Modul Change Management und Corporate Culture zu unterrichten. Parallel habe ich an derselben Hochschule Fachcoachings für psycho-soziale Aspekte der "sozialen Berufe" und weitere Module unterrichtet. Daraus habe ich eigene Methoden entwickelt, Ansätze zur Selbst-Fürsorge und Resilienz für Leute in psycho-sozial herausfordernden Berufen, Methoden zur Auflösung von Dilemmata u. a. Ich wurde zu Fachtagungen, Forschungsinterviews und Expert:innen-Talks eingeladen, auch vor dem Background, dass meine BA-Thesis preisdotiert und als Buch in einem renommierten Verlag (Deutscher Verlagspreis) veröffentlicht worden war. Neue Akademien kamen hinzu, um dort Trainings für Führungskräfte zu geben etc. pp.
Was ich vielleicht erwähnen sollte: Ich habe während der letzten Jahre gleichermaßen im "Sozialen Bereich" und in Organisationen der sog. freien Wirtschaft gearbeitet. Z. B. war ich für Team-Tage bei Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes, der Stadt Norderstedt, Diakonie Hamburg oder in-house bei Expatriate-Manager:innen von Beiersdorf; auch habe ich privat den Manager eines Fußballclubs gecoacht, der die Werte-Kultur in seinem Wirtschaftssektor verändern wollte (soweit das in seinem Einflussbereich liegt).
Ich habe als Coach alles konkret durch die Praxis gelernt. Und mein Wissen kommt immer aus der Erfahrung. Keine Ausbildung kann das ersetzen. Und mit Ausbildungen kauft man eigentlich nur "offizielle Reputation". Jeder Mensch, der coachen kann, kann es auch ohne Ausbildung. Das ist meine Überzeugung, Beobachtung und eigene Erfahrung. Eine Ausbildung befähigt nicht, sie erweitert höchstens. Und mehr noch den Kundenkreis als die Fähigkeiten. Das ist auch ok, und es gibt ein paar wirklich gute Ausbildungen. Aber sie sind nicht relevant, am Ende.
Kurze Anschluss-Frage: Arbeite ich nur mit Manager:innen, Organisationen etc.?
Nein. Ich arbeite mit allen Personen, die ernsthaft etwas verändern möchten und sich vorstellen können, mit mir zu arbeiten. Du kannst als Privatperson kommen, als Ehepartner:in, Elternteil, in deiner Berufsrolle, ein Problem aus deinem Unternehmen, deiner Zukunftsplanung, deinen Beziehungen mitbringen, whatever.
